Armenien ist ein junger Staat, der erst 1991 seine Unabhängigkeit erlangte. Momentan erlebt das Land eine tiefgreifende Restrukturierung seiner Wirtschaft, wichtige Reformen der öffentlichen Verwaltung und den Aufbau einer aktiven Zivilgesellschaft. Zuletzt war die wirtschaftliche und politische Entwicklung Armeniens stark von der COVID-19-Pandemie und auch vom Konflikt mit Aserbaidschan um die Region Berg-Karabakh geprägt. Seit der Aufnahme der bilateralen finanziellen Zusammenarbeit im Jahr 1998 hat die KfW Armenien – hauptsächlich im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) – in diesen Prozessen mit zinsgünstigen Darlehen und Zuschüssen in einer Höhe von fast einer Milliarde Euro unterstützt.
Eine der Schlüsselressourcen Armeniens ist Wasser. Es wird nicht nur als Trinkwasser und in der Landwirtschaft verwendet, sondern dient auch zur Produktion von Elektrizität und in der Fischzucht. Dabei ist Wasser in dem ariden Bergland - die Hälfte des Territoriums liegt mehr als 1800 Meter über dem Meeresspielgel - ein knappes Gut. Weil eine effiziente Überwachung der Wassernutzung fehlt, riskiert Armenien eine Übernutzung der Ressource. Die KfW unterstützt Armenien daher beim Aufbau von integrierten Wassermanagementsystemen, wodurch Wasserverluste, illegale Wasserentnahmen sowie exzessive und ineffiziente Bewässerung verhindert werden soll. Weitere Schwerpunktbereiche der Zusammenarbeit sind die nachhaltige Energieversorgung durch den Aufbau eines integrierten Stromnetzes zwischen Georgien, Armenien und Iran sowie die Förderung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz, die Stärkung des lokalen Finanzsektors (z.B. Wohnungsbaufinanzierung, KMU-Förderung und Agrofinanzierung) sowie der Naturschutz (z.B. durch den Aufbau von Nationalparks und die Unterstützung von Schutzgebieten).
Wurde in den 90er Jahren noch ein Großteil der Mittel im Energiesektor für Nothilfen verwendet, finanziert die KfW Entwicklungsbank heute hauptsächlich Investitionen, die eine nachhaltige Versorgung des Landes mit Energie sichern. Hierzu zählen der regionale Stromverbund mit Georgien sowie die Förderung von Erneuerbaren Energien.
In den 90er Jahren sind in Armenien sehr viele kleinste, kleine und mittelständische Unternehmen (KKMU) entstanden, die meisten mit weniger als zehn Mitarbeitern. Es mangelte an moderner Ausrüstung und Managementerfahrung – und an Kapital. Es gab keine Bank, die sich auf Kredite für KKMU spezialisiert hatte. Deshalb gründete die KfW Entwicklungsbank zusammen mit der Armenischen Zentralbank 1999 den German-Armenian Fund (GAF). Seitdem werden über den GAF Kredite an KKMU und private Haushalte vergeben. Die Refinanzierung von Hypothekendarlehen, die 2009 eingeführt wurde, hat neuen Schwung auf den Markt für Wohnraumfinanzierung gebracht. Außerdem werden über den GAF Investitionen in Erneuerbare Energien sowie im ländlichen Sektor finanziert. Ebenfalls innovativen und Pilotcharakter hat ein Vorhaben zur Einführung von Ernte-Ausfall-Versicherungen für Armeniens Bauern. Zwei Kreditlinien mit Liquiditätshilfen sollen KKMU helfen, die Folgen der Covid-19-Pandemie zu überstehen.
Projektinformation - Nachhaltiges Wirtschaftswachstum (PDF, 220 KB, nicht barrierefrei)
Durch jahrelangen Mangel an Investitionen in die kommunale Infrastruktur ist die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung der armenischen Bevölkerung immer noch unzureichend. Mit Ausnahme der Hauptstadt Eriwan steht selbst in Städten vielen Bewohnern Trinkwasser nur für einige Stunden am Tag zur Verfügung. Auch die Abwasserentsorgung entspricht nicht den Mindeststandards: Abwässer werden in umliegende Gewässer geleitet oder gelangen mit dem Regen direkt ins Grundwasser. Die Risiken für Umwelt- sowie Gesundheitsschäden sind groß. Hygienisch unbedenkliche Wasserver- und Abwasserentsorgungssysteme zu etablieren ist eine der Hauptaufgaben der KfW Entwicklungsbank. Zudem werden ländliche Kommunen am Arkhuryan Fluss durch ein integriertes Wasserressourcenmanagement darin unterstützt, das verfügbare Wasser effizient, vor allem für die landwirtschaftliche Produktion, zu nutzen. Im Mittelpunkt steht dabei die Wiederaufnahme und Fertigstellung des zu Sowjetzeiten begonnenen Kaps-Staudamms.
Der Kaukasus ist einer von 25 globalen und einer von zwei europäischen Hotspots der Biodiversität. Um die einzigartige Natur für künftige Generationen zu erhalten, unterstützt die KfW Entwicklungsbank im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Armenien bei der Erfüllung seiner internationalen Verpflichtungen, v.a. im Rahmen der Biodiversitätskonvention. Strategischer Handlungsrahmen ist der sog. „ökoregionale Naturschutzplan“ – eine grenzübergreifende Strategie, die von allen drei Ländern des Süd-Kaukasus anerkannt wurde. Ein Fokus der Umsetzung dieser Strategie liegt darin, neue Schutzgebiete auszuweisen und die vorhandenen zu stärken. Um den Betrieb der Schutzgebiete langfristig finanziell abzusichern, unterstützt die KfW Entwicklungsbank die regional orientierte Naturschutzstiftung „Caucasus Nature Fund“ (CNF). Sie übernimmt anteilig Betriebskosten von Schutzgebieten, die nicht vollständig aus dem Staatsbudget gedeckt werden können. Darüber hinaus hilft die KfW, wertvolle ländliche Räume zwischen den Schutzgebieten mit Hilfe der lokalen Bevölkerung nachhaltig zu bewirtschaften. In sogenannten „Ökokorridoren“ werden Landnutzer über Vertragsnaturschutz darin unterstützt, ihre Landnutzung nachhaltig auszurichten und wertvollen Lebensraum zu schützen.
Im Zuge der Reformstrategie „BMZ 2030“ beendet das BMZ die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit mit Armenien. Abgesehen von den noch laufenden Projekten und Maßnahmen sind keine weiteren Zusagen geplant.
Weiterführende Informationen
KfW Office Yerevan
Direktorin Regionalbüro Kaukasus: Birgit Holderied-Kress
Lokale Repräsentation KfW Büro Eriwan: Zara Chatinyan
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