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Afghanistan
Die KfW als verlässlicher Partner auf dem schwierigen Weg zu Wiederaufbau und Entwicklung
Das Leben der Menschen in Afghanistan ist geprägt von mehr als 20 Jahren Krieg und Bürgerkrieg. Auch nach dem Sturz des Taliban-Regimes 2001 kommt das Land nicht zur Ruhe. Regierungsfeindliche Kräfte bedrohen die friedliche Entwicklung und die Erfolge des Wiederaufbaus. Seit 2002 unterstützt die KfW die afghanische Regierung bei ihrer schwierigen Aufgabe, einen stabilen Frieden zu schaffen und für die Menschen im Land eine lebenswerte und sichere Zukunft aufzubauen. Konkret heißt das, die Versorgung mit Energie, sauberem Wasser und medizinischen Dienstleistungen zu verbessern, Menschen aus- und fortzubilden und eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu fördern.
Sauberes Wasser – für alle leicht zugänglich und bezahlbar. Von diesem international anerkannten Menschenrecht können die meisten Menschen in Afghanistan nur träumen. Das gilt besonders für die ländlichen Gebiete. Doch selbst in der Hauptstadt Kabul hat nur jede fünfte Person Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die meisten Menschen sind gezwungen, sich ihr tägliches Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen von Tankwagen zu kaufen. Das ist nicht nur teuer, das Wasser ist häufig auch verunreinigt. Wasser wird auch aus traditionellen Flachbrunnen geschöpft. Diese trocknen jedoch immer häufiger aus, versalzen oder sind bakteriell belastet. Die Folge: Vor allem die Kinder leiden an Durchfallerkrankungen. Die Kindersterblichkeitsrate in Afghanistan gehört zu den höchsten weltweit.
In Kabul konzentriert sich die KfW daher besonders auf den Ausbau der städtischen Trinkwasserversorgung. Das Ziel: Frisches Wasser aus dem Zapfhahn um die Ecke für mehr als eine Million Menschen. Und das verlässlich jeden Tag. Dafür engagiert sich die KfW nicht nur in der Hauptstadt. Auch in den Städten im Norden finanziert sie den Bau von Tiefbrunnen, Wasserzisternen und Leitungen sowie die Installation von Hausanschlüssen.
Der Hunger nach Bildung ist in Afghanistan ungebrochen hoch. Dabei hat sich seit dem Ende der Taliban-Herrschaft enorm viel getan im afghanischen Bildungswesen: Mädchen und Frauen sind nicht mehr ausgeschlossen von Schule und Universität. Tausende von Schulen und anderen Bildungseinrichtungen wurden gebaut und ausgestattet. Doch der Bedarf ist noch lange nicht gedeckt. Die afghanische Regierung will weiter in den Bau von Schulen investieren und die Ausbildung von Lehrkräften, vor allem von Lehrerinnen, vorantreiben. Nur etwa ein Viertel aller Lehrer und Lehrerinnen ist derzeit überhaupt qualifiziert für den Lehrberuf.
Vor allem an Berufsschulen fehlt es überall im Land. Dabei drängen jährlich ungefähr 400.000 junge Männer und Frauen auf den Arbeitsmarkt. Für sie müssen langfristig nicht nur Arbeitsplätze, sondern zunächst Ausbildungsplätze geschaffen werden. Die KfW finanziert den Bau von Lehrerausbildungszentren und Technischen Schulen. Sie fördert auch den Ausbau der Infrastruktur für die Berufliche Bildung, um hier eine arbeits- und praxismarktorientierte berufliche Bildung zu unterstützen. Die Lehrerausbildung soll besonders auch jungen Frauen zugute kommen. Denn sie dürfen die oft weit von ihrem Zuhause entfernten Ausbildungszentren nur dann besuchen, wenn es dort ein klar von Männern abgetrenntes Wohnheim für sie gibt.
Strom: das bedeutet, Lebensmittel in Kühlhäusern zu lagern, sich über TV oder Internet zu informieren oder auch nur: ein Handy aufladen zu können. Selbstverständlichkeiten, die in Afghanistan nicht selbstverständlich sind. Denn bislang sind viele Stadtteile auch größerer Städte und die meisten ländlichen Ortschaften nicht an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen. Selbst dort, wo es Verteilernetze gibt, sind sie defekt und oft nur behelfsmäßig geflickt. Stromausfälle bestimmen den Alltag in den Städten. Die wenigen Kraftwerke im Land nutzen meist nur einen Bruchteil ihrer möglichen Leistung. Und die alten Wasserkraftwerke beinhalten zudem ein echtes Hochwasser-Risiko: Ihre maroden Wehranlagen sind nicht mehr sicher.
Strom macht das Leben leichter. Eine zuverlässige, sichere Energieversorgung ist jedoch vor allem die Grundlage für die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Dieselgeneratoren, mit denen sich viele Menschen in Afghanistan behelfen, bieten hierfür keine Alternative. Sie sind teuer und belasten die Umwelt. Die KfW unterstützt die afghanische Regierung daher dabei, das Stromnetz zu erweitern, moderne Übertragungsleitungen und Umspannleitungen zu bauen und alte Wasserkraftwerke zu rehabilitieren. Das Ergebnis: Rund zwei Millionen Menschen profitieren bereits von der verbesserten Stromversorgung.
Gesunde Unternehmen, gute Ausbildungs- und Arbeitsplätze, ein sicheres Einkommen – für ein stabiles Afghanistan ist auch eine stabile Wirtschaft nötig. Nachhaltiges Wirtschaftswachstum wiederum braucht eine gute Infrastruktur: von verbindenden Transportwegen bis hin zu leicht zugänglichen Finanzdienstleistungen. An beidem fehlte es bislang in Afghanistan. Die KfW fördert daher beides : den Aufbau und Betrieb der ersten Mikrofinanzbank, die inzwischen mehr als 1.100 kleine und mittelständische Betriebe bei Investitionen unterstützt , den Ausbau von Straßen, Brücken und ländlichen Verkehrswegen. Auch unterstützt die KfW nachhaltiges Wirtschaftswachstum durch die Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten insbesondere im ländlichen Raum.
Noch bis 2013 etwa war Masar-e-Sharif, wichtiges Handelszentrum im Norden und viertgrößte Stadt in Afghanistan, im Winter oder zur Schneeschmelze nicht erreichbar. Und für den Rest des Jahres nur nach mühsamer, zeitraubender Fahrt mit einem geländetüchtigen Auto. Nun sind hier neue Verkehrsverbindungen gebaut und alte Wege befestigt worden. Das erleichtert und sichert den Zugang zu Krankenhäusern, Schulen und Märkten. Und es kurbelt den Handel an. Im Auftrag des Auswärtigen Amtes hat die KfW in Masar-e-Sharif auch den Bau des Flughafens unterstützt. Von hier starten inzwischen Direktflüge in die Nachbarländer und die Türkei.
Wer krank wird in Afghanistan, hat ein Problem. Denn vor allem außerhalb der Hauptstadt Kabul fehlt es an Krankenhäusern und kleineren Gesundheitseinrichtungen. Die wenigen, die es gibt, sind zumeist alt und schlecht ausgerüstet. Und sie haben ein riesiges Einzugsgebiet und müssen auch aus den Nachbarprovinzen Hunderttausende von Menschen medizinisch versorgen. Zwar hat Afghanistan in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen große Fortschritte gemacht: In Kabul und den größeren Städten im Norden gibt es für viele Menschen inzwischen fließendes Wasser und einen Stromanschluss. Die Kinder lernen in gut ausgestatteten, neuen Schulen. Doch wenn es um die Gesundheit seiner Bevölkerung geht, liegt das Land weltweit immer noch an letzter Stelle. Die Lebenserwartung liegt bei 48 Jahren, jedes siebte Kind stirbt noch vor seinem fünften Geburtstag.
Die KfW engagiert sich daher verstärkt dafür, in den nördlichen Provinzen neue Krankenhäuser und Gesundheitsstationen zu bauen, sie angemessen auszustatten und auch das Management zu professionalisieren. Das kommt nicht nur den Menschen ganz direkt zugute. Eine bessere Gesundheitsversorgung ist auch eine wichtige Voraussetzung, um die Armut in Afghanistan zu bekämpfen.
Ohne Vertrauen der Menschen in ihre Regierung, kann es keinen stabilen Staat geben. Dazu gehört auch die Erfahrung, dass der Staat elementare soziale Dienstleistungen gewährleistet wie die Versorgung mit Wasser, Energie oder medizinischen Dienstleistungen. Eine Erfahrung, die die Menschen in Afghanistan seit nunmehr drei Jahrzehnten nur selten machen können, auch wenn seit dem Ende des Taliban-Regimes 2001 die dafür nötigen Strukturen geschaffen wurden – bis in die Gemeinden hinein. In den Provinzen und Distrikten fehlen dem afghanischen Staat jedoch bis heute die Kapazitäten und oftmals auch die einfachste Infrastruktur, um der Verantwortung gegenüber seinen Bürgerinnen und Bürgern gerecht zu werden. Doch wo die Regierung als ohnmächtig, korrupt oder gar nicht existent wahrgenommen wird, finden Aufständische einen Nährboden. Das gilt besonders für die unzugänglichen Grenzregionen.
Genau hier an den Grenzen zu den Nachbarländern, wo staatliche Dienstleistungen kaum noch vorhanden sind, konzentriert sich die KfW darauf, mit grenzüberschreitender zivilgesellschaftlicher Zusammenarbeit das Fundament für mehr Stabilität zu schaffen. Dafür finanziert sie unter anderem Fortbildungen in den öffentlichen Verwaltungen und fördert den Ausbau wichtiger Infrastruktur. Das soll die staatlichen Dienstleistungen deutlich verbessern. Und: Die Bevölkerung soll Vertrauen in die Legitimität und Funktionsfähigkeit staatlicher Organe gewinnen.
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