Nachhaltige Entwicklung im Sinne der Agenda 2030 ist nur dort möglich, wo Frieden herrscht. Umgekehrt gilt als wirksamstes Mittel gegen Krieg und Gewalt eine inklusive und nachhaltige Entwicklung. Menschen müssen frei von Angst und jeder Form der Gewalt sein können. Und sie müssen Schutz durch ein stabiles Rechtssystem erhalten. Erst dann ist ihr Leben menschenwürdig, und erst dann können sie ihr volles Potenzial entfalten und Entwicklung vorantreiben.
Der Krieg in der Ukraine führt uns direkt in Europa vor Augen, was in vielen anderen Gegenden der Welt seit Jahren Realität ist. Die Zahl gewaltsamer Konflikte hat drastisch zugenommen. Nach wie vor kommen die Menschen in Syrien, Afghanistan und Jemen nicht zur Ruhe. Entsprechend stieg auch die Zahl der Länder, deren Staatlichkeit versagte: Sie gelten als fragil. Nach Angaben der OECD gab es letzthin mehr fragile Staaten als zu irgendeinem Zeitpunkt der vergangenen 30 Jahre. Knapp ein Viertel (23 %) der Weltbevölkerung lebt in fragilen Kontexten und gleichzeitig meist in extremer Armut. Ändert sich am derzeitigen Trend nichts, werden der OECD zufolge im Jahr 2030 rund 80 % der Ärmsten dieser Welt in fragilen Umständen leben – mit gravierenden Folgen für sie persönlich, aber auch das internationale System als Ganzes.
Zugleich, und zum Teil als Folge davon, stieg die Zahl der Geflüchteten und Vertriebenen auf ein neues Rekordhoch: Nach Angaben des UNHCR waren im Jahr 2021 über 89 Millionen Menschen auf der Flucht. Hinzu kommen die Flüchtlinge durch den Ukraine-Krieg, die in dieser Zahl noch nicht erfasst sind. Der UNHCR geht dort von mehr als 6 Millionen Flüchtlingen aus, mit steigender Tendenz. Hinzu kommen mehr als 7 Millionen Binnenflüchtlinge innerhalb des Landes. Damit hat fast ein Viertel der Bevölkerung seinen Heimatort verlassen. Die Geschwindigkeit, mit der eine riesige Zahl von Menschen in die Flucht gezwungen wird, ist beispiellos in der jüngsten Geschichte Europas.
Zu keiner Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg registrierte der UNHCR mehr Menschen auf der Flucht als 2021. Erschwerend hinzu kommt nun noch die Corona-Krise, denn Geflüchtete sind dem Virus besonders schutzlos ausgeliefert, weil sich in Camps und engen Behausungen weder Abstands- noch Hygieneregeln gut einhalten lassen. Ihre Lage wird dadurch noch schwieriger.
Und der Teufelskreis dreht sich weiter: Getreide wird knapp, da die Ukraine als Anbau- und Exportland ausfällt und Indien von einer Dürre betroffen ist. Hunger und Not – nicht zuletzt in vielen Ländern Afrikas – verschärfen sich bereits jetzt und werden noch mehr Menschen zur Flucht zwingen.
Gerade weil sich die Situation weltweit verschlechtert, ist es umso wichtiger, der gewaltsamen Eskalation von Konflikten vorzubeugen, ihre strukturellen Ursachen zu bekämpfen und ihre negativen Auswirkungen abzumildern, sowie gute Regierungsstrukturen und legitime rechtsstaatliche Institutionen zu fördern. Für all das setzt sich die KfW Entwicklungsbank seit langem auf unterschiedliche Weise ein.
Da die Zahl von Krisen und Konflikten in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist, setzt die KfW immer mehr Vorhaben im fragilen Kontext um – gut ein Fünftel der Gesamtzusagen entfiel 2021 darauf. Für Vorhaben mit Fluchtbezug wurden rund 1,13 Mrd. EUR zugesagt. Über 9 Millionen Geflüchtete, Binnenvertriebene, Rückkehrer und Bewohner aufnehmender Gemeinden werden unmittelbar davon profitieren. Mit rund 897 Mio. EUR Zusagen im Jahr 2021 unterstützt die KfW gezielt die Erreichung des SDG 16. Darüber hinaus setzt die KfW Vorhaben in Höhe von mehr als 1 Mrd. EUR mit Frieden und Sicherheit als deklariertem Nebenziel um. Damit trägt die KfW dazu bei, Not zu lindern und funktionierende Rahmenbedingungen für nachhaltige Entwicklung zu schaffen.