Gesundheit ist ein Menschenrecht. Aber sie ist auch ein Schlüsselelement im Kampf gegen Armut und eine der Voraussetzungen für wirtschaftliches Wachstum. Deshalb hat die internationale Gemeinschaft Gesundheit in den nachhaltigen Entwicklungszielen wie bereits in den Millenniumentwicklungszielen erneut hohe Priorität eingeräumt. Die entsprechenden Vorhaben der KfW Entwicklungsbank fügen sich in diesen internationalen Rahmen ein: Insgesamt fördert die KfW den Gesundheitssektor in 41 Ländern mit 2,87 Mrd. EUR (Stand 2018). Solide Gesundheitssysteme – in die auch der Privatsektor einbezogen ist – sind besonders wichtig, damit mehr Menschen von guter medizinischer Versorgung profitieren können.
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In Entwicklungsländern stürzen Krankheiten nicht selten ganze Familien in Not. Denn sie müssen meist den Großteil der Kosten selbst tragen. Jedes Jahr verarmen rund 100 Millionen Menschen, weil sie ihr weniges Geld für ärztliche Versorgung oder Medikamente ausgeben müssen. Tatsächlich zählen Krankheiten und die hohen Kosten, die bei deren Behandlung entstehen, weltweit zu den häufigsten Ursachen für Armut.
Ziel der Entwicklungszusammenarbeit ist es daher, zu einer universellen Absicherung im Krankheitsfall (Universal Health Coverage - UHC) beizutragen. Neben dem Angebot an angemessenen Gesundheitsleistungen braucht es dafür ein nachhaltiges Finanzierungssystem, das ausreichend Mittel über Steuereinnahmen, Beiträge oder Zuzahlungen generiert. Denn Arme sollen nicht wegen der Kosten von Behandlungen ausgeschlossen werden.
Die KfW Entwicklungsbank unterstützt ihre Partnerländer auf unterschiedliche Art und Weise dabei den Gesundheitssektor so zu organisieren, dass er nachhaltig und solide finanziert ist. So fördert sie neben Medikamenten, Ausstattung und Infrastruktur auch ergebnis- und nachfrageorientierte Ansätze. Ein Beispiel dafür sind Gutscheinsysteme, die werdenden Müttern und ihren Neugeborenen eine gute und erschwingliche Versorgung vor, während und nach der Geburt ermöglichen. Außerdem unterstützt die KfW den Auf- und Ausbau von Krankenversicherungen und anderen Ansätzen der Absicherung im Krankheitsfall. Dabei auch private Dienstleister einzubeziehen, hat sich als wirkungsvoller Ansatz erwiesen, damit mehr arme Menschen in den Genuss medizinischer Leistungen kommen.
Gesundheitsfinanzierung ist auch ein wichtiger Aspekt im Rahmen von so genannten programmbasierten Ansätzen. Hier unterstützt die KfW Partnerländer dabei, ihre Gesundheitspolitik zu gestalten, zu budgetieren und umzusetzen und trägt insgesamt zur Stärkung der Gesundheitssysteme bei.
Achieving Universal Health Coverage: Contributions by German Financial Cooperation (PDF, 375 KB, nicht barrierefrei)
Zu einem funktionierenden Gesundheitssystem gehört auch die entsprechende Infrastruktur, Ausstattung und Logistik. Menschen in Entwicklungsländern leben oft Stunden- oder sogar Tagesreisen entfernt von der nächsten Gesundheitsstation. Und wenn sie es zu einem Zentrum schaffen, ist dieses meist nicht annähernd auf dem neuesten Stand der Medizin. Deshalb finanziert die KfW Entwicklungsbank im Auftrag der Bundesregierung nicht nur den Neubau und die Ausrüstung von Krankenhäusern und Gesundheitsstationen, sondern modernisiert auch bereits bestehende.
Bei neuen Krankenhäusern setzt die KfW ganz besonders auf Nachhaltigkeit. Unter dem Stichwort „Green Hospital“ werden neben der Gebäudehülle und der Heiztechnik zum Beispiel auch Abläufe und medizinische Geräte in Bezug auf effizienten Ressourceneinsatz optimiert. Zur nachhaltigen Nutzung der neuen Infrastruktur gehört zudem ein ausreichendes Budget, die regelmäßige Wartung sowie genügend und ausreichend qualifiziertes Personal.
Darüber hinaus hilft die KfW ihren Partnerländern dabei, Kühlketten für die Lieferung von Medikamenten aufzubauen oder Labore ganz speziell auszustatten, zum Beispiel zur Diagnose von Tuberkulose und ihren resistenten Formen. Denn daran mangelt es besonders häufig in armen Gebieten. Innovative Technologien wie Telemedizin eröffnen im Übrigen auch im Gesundheitssektor neue Chancen: Immer mehr Menschen in Entwicklungsländern nutzen moderne Kommunikationsmittel wie Mobiltelefone und Internet, über die sie Gesundheitsinformationen und -dienstleistungen abrufen können. Dadurch lässt sich die Versorgung vor allem in abgelegenen Gebieten und Krisenregionen spürbar verbessern. Auch hier ist die KfW aktiv.
Regionales Ausbildungszentrum für Gesundheitslogistiker in der EAC
Weltweit sterben etwa 15.000 Kleinkinder pro Tag an Malaria, Aids, Tuberkulose, Durchfall oder Kinderkrankheiten, die leicht durch Impfungen zu verhindern wären. Unter bisher schwer zu behandelnden Tropenkrankheiten wie Denguefieber oder die Schlafkrankheit leidet ein Sechstel der Weltbevölkerung. Die Gesundheitssysteme in vielen unserer Partnerländer können diese Krankheiten nicht allein bewältigen. Zudem tragen Pandemien wie die Ebolakrise in Westafrika und die wachsende Anzahl an resistenten Keimen zu neuen Herausforderungen sowohl therapeutischer als auch systemischer Natur bei.
Schon seit vielen Jahren unterstützt die KfW Entwicklungsbank deshalb auf nationaler und internationaler Ebene den Kampf gegen Tuberkulose und Kinderlähmung, indem sie Impfstoffe, Kühlketten, Versorgungssysteme sowie Labore zur Diagnostik und Kontrolle von Epidemien finanziert. In Indien zum Beispiel leistete die KfW einen Anteil dazu, Polio einzudämmen. Mittlerweile hat die Weltgesundheitsorganisation Indien als poliofrei zertifiziert. Obwohl Nigeria derzeit ebenfalls poliofrei ist, ist die Ausrottung der Kinderlähmung dort noch nicht erreicht. Das trifft auch für Pakistan und Afghanistan zu. Daher müssen Impfprogramme in diesen Ländern fortgeführt werden. Die KfW unterstützt die jährliche Impfung von ca. 30 Mio. Kindern.
Auch in der Ostafrikanischen Gemeinschaft unterstützt sie Impfstoffprogramme inklusive der dazugehörigen Versorgungsketten zusammen mit der globalen Impfallianz GAVI und hilft damit, schwere Atemweg- und Durchfallerkrankungen zu vermeiden, die bei Kindern in Ostafrika zu den Haupttodesursachen gehören. Insgesamt unterstützt die KfW Programme zur Krankheitsbekämpfung mit einem Volumen von mehr als 546 Mio. EUR (ohne HIV/AIDS).
In der ECOWAS Region sowie in der Ostafrikanischen Gemeinschaft fördert die KfW den Aufbau von Laborkapazitäten zur Pandemieprävention und trägt damit zur Verbesserung der Kapazitäten der Pandemiefrühwarnsysteme in den Regionen bei.
Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung fördert die KfW Entwicklungsbank außerdem seit 2011 so genannte Produktentwicklungspartnerschaften (Product Development Partnerships - PDPs). Mehr als 76 Mio. EUR flossen seither in die Entwicklung von Medikamenten, Impfstoffen und Diagnostika gegen vernachlässigte Infektionskrankheiten. Dazu gehört zum Beispiel die durch die Tse-Tse-Fliege übertragene Schlafkrankheit oder das vor allem in tropischen Regionen verbreitete Dengue-Fieber, an dem immer noch Millionen von Menschen jährlich erkranken.
Projektinformation - One Health: Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt bilden eine Einheit - und beeinflussen nachhaltige Entwicklung (PDF, 636 KB, nicht barrierefrei)
Projektinformation - Globale Gesundheit (PDF, 273 KB, barrierefrei)
70 % der Todesfälle verantwortlich. Hierzu zählen viele chronische Krankheiten, wie z.B. Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, chronische Atemwegserkrankungen und psychische Störungen. Die volkswirtschaftlichen Einbußen (krankheitsbedingte Produktionsausfälle und Behandlungskosten) betragen allein in Entwicklungsländern bis zum Jahr 2030 geschätzt 47 Mrd. USD.
NCDs sind in vielfältiger Hinsicht eine Belastung – für die betroffenen Menschen wie auch für das Gesundheitssystem, die Wirtschaft und die Entwicklung des jeweiligen Landes. Die wachsende Anzahl chronisch Erkrankter bedeutet nicht nur menschliches Leid, sondern auch eine enorme Belastung für die jeweiligen Gesundheitssysteme. Denn für die Versorgung chronisch Erkrankter braucht es oft lebenslang medizinisches Personal, Medikamente und Dienstleistungen. Insbesondere in ländlichen Gegenden sowie fragilen Kontexten in Ländern niedrigeren Einkommens hat die Bevölkerung kaum Zugang zu Diagnoseverfahren und hochwertigen Therapien, es fehlt an Ausstattung und qualifiziertem Personal.
Die Gesundheitssysteme in den Entwicklungsländern, die auf Grund des bisherigen Fokus vielfach auf Behandlung von Infektionskrankheiten spezialisiert sind, müssen auf die Anforderungen der Früherkennung und Therapie von NCDs angepasst werden. Dies betrifft die Ausstattung mit Diagnosegeräten wie die Weiterbildung des Gesundheitspersonals. Gleichzeitig müssen – um eine Abdeckung der vorhersehbaren und langzeitigen Kosten der Behandlung zu gewährleisten - nationale Sicherungssysteme zur Krankheitsfinanzierung aufgebaut werden.
Im Rahmen des Health Equity Fund in Kambodscha, einem nationalen Fonds für die Subventionierung von Krankheitskosten der ärmsten Bevölkerung, fördert die KfW die Früherkennung und Therapie von NCDs in einem ganzheitlichen Ansatz bei dem sowohl die Nachfrage- als auch die Angebotsseite des Gesundheitssystems gestärkt wird. Im Rahmen eines Gutscheinsystems wird neben anderen Gesundheitsdienstleistungen die Diagnose von Gebärmutterhalskrebs sowie Diagnose und Behandlung von Katarakten angeboten.
Das Konzept der sexuellen und reproduktiven Gesundheit wurde 1994 auf der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo geprägt und bedeutet ein umfassendes Wohlbefinden hinsichtlich aller Bereiche menschlicher Sexualität und Fortpflanzung. Sexuelle und reproduktive Rechte sind untrennbar mit der Verwirklichung und Achtung universeller Menschenrechte wie dem Recht auf Gesundheit, körperliche Unversehrtheit und Nicht-Diskriminierung verbunden. Sie beinhalten z.B. das Recht auf uneingeschränkte Informationen, Zugang zu sicheren Verhütungsmethoden und einer umfassenden Gesundheitsversorgung aber auch Schutz vor sexueller Gewalt, sexuell übertragbaren Infektionen und schädlichen traditionellen Praktiken.
Die Müttersterblichkeit konnte zwar in den vergangenen 25 Jahren beinahe halbiert werden, dennoch sterben täglich rund 830 Frauen an vermeidbaren Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt. Ungefähr 214 Mio. Frauen in Entwicklungsländern, die nicht schwanger werden wollen, nutzen keine moderne Verhütungsmethode. Die Hauptgründe dafür sind Angst vor Nebenwirkungen und Gesundheitsrisiken, kein oder unregelmäßiger Sex, Opposition aus dem nächsten Umfeld und Nähe zu einer vorhergehenden Geburt.
Ein Schwerpunkt der KfW im Gesundheitssektor liegt deshalb bei der sexuellen und reproduktiven Gesundheit - rund 35 % aller Gesundheitsvorhaben. Dazu gehören Maßnahmen für eine sichere Schwanger- und Mutterschaft, medizinisch betreute Geburten, selbst bestimmte Familienplanung sowie die Prävention von HIV/AIDS und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen. Die KfW unterstützt zum Beispiel Vorhaben, die HIV-Prävention und Familienplanung kombinieren, da beide eng miteinander verknüpft sind.
Dazu setzt die Entwicklungsbank bewährte Instrumente wie „Social Marketing“ oder „Social Franchising“ ein, die Programme des öffentlichen Sektors zur Familienplanung ergänzen und HIV/Aids vorbeugen. Beide Ansätze nutzen moderne Techniken der Vermarktung und Kommunikation, um in der Bevölkerung für gesunde Verhaltensweisen zu werben. Dazu gehört die Nutzung von Verhütungsmitteln, aber auch die Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten. Diese werden so angeboten, dass sie gut erreichbar und erschwinglich sind. Bewährt haben sich auch „Voucherprogramme“ – Gutscheinsysteme, die z. B. zu professionell betreuten Geburten berechtigen und die Vor- und Nachsorge für Mutter und Neugeborenes einschließen.
Materialie – Reproduktive Gesundheit – Ein Schlüsselsektor der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung (PDF, 464 KB, nicht barrierefrei)
Bevölkerungsdynamik – Schicksalsfrage für die SDGs (PDF, 498 KB, nicht barrierefrei)
Projektinformation – Moderne Gesundheitsversorgung in Tadschikistan (PDF, 191 KB, nicht barrierefrei)