Viele unserer Partnerländer sind von Konflikten, Fragilität und Gewalt betroffen. Besondere Not leiden dabei diejenigen Menschen, die gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Die KfW leistet als Teil eines großen internationalen Engagements Soforthilfe und engagiert sich in der Prävention und Abfederung von Krisen.
Derzeit fördert die KfW im Auftrag der Bundesregierung mehr als 120 Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von über 4 Mrd. EUR, um Geflüchtete, Binnenvertriebene und die Mitglieder aufnehmender Gemeinden zu unterstützen. Der regionale Schwerpunkt liegt dabei im Nahen und Mittleren Osten, aktuell insbesondere in Syriens Nachbarländern: dem Libanon, Irak, Jordanien und der Türkei.
Seit 2013 verwaltet die KfW auch den Nothilfefonds für Syrien. Der Fonds finanziert die Versorgung mit Basisdiensten, wie die Wasserver- und Abwasserentsorgung, den Zugang zu Bildung, Nahrungssicherheit, Gesundheitsversorgung und den Zugang zu Sanitäranlagen. Nach Ende des Konfliktes soll der Wiederaufbau Syriens unterstützt werden.
In akuten Krisen gilt es zunächst, die Lebensbedingungen der Geflüchteten durch Nahrungsmittelhilfe und soziale Grundversorgung (Trinkwasser, Basisgesundheit, Grundbildung etc.) schnell zu verbessern. Ein besonderes Augenmerk gilt hier der Situation geflüchteter Menschen in Camps.
Durchschnittlich vergehen 10 bis 15 Jahre, bis Geflüchtete in ihre Heimat zurückkehren können. Daher gilt es, Lösungen zu entwickeln, die kurzfristige Hilfsmaßnahmen effektiv mit längerfristigen und strukturbildenden Ansätzen der Entwicklungszusammenarbeit verknüpfen. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Unterstützung der aufnehmenden Gemeinden, deren Versorgungsinfrastruktur durch die hohe Zahl an Geflüchteten oftmals sehr stark belastet wird. Die unmittelbare Folge sind überlastete Wasser-, Sanitär- und Energieversorgungssysteme, überfüllte Schulen und Gesundheitsstationen sowie knapper Wohnraum und steigende Mieten. Um die Aufnahmebereitschaft in den Gemeinden zu sichern und Konflikte zwischen der lokalen Bevölkerung und den Geflüchteten zu verhindern, müssen die Kapazitäten der lokalen Versorgungsinfrastruktur schnell auf das erforderliche Maß erweitert werden.
Jordanien und Libanon haben in den letzten Jahren zahlreiche Geflüchtete z.B. aus dem Irak und aus Syrien aufgenommen. Zur Verbesserung der angespannten Strom- und Wasserversorgung, finanziert die KfW im Auftrag der Bundesregierung in Jordanien beispielsweise die Errichtung einer Photovoltaikanlage im Camp Zaatari, in dem rund 80.000 Geflüchtete leben. Durch die Anlage wird die Belastung des gesamten Stromversorgungsnetzes in der Region reduziert, sodass auch die aufnehmende jordanische Bevölkerung profitiert. Des Weiteren unterstützt die KfW das jordanische Schulsystem bei der Ausbildung syrischer Kinder und ein Beschäftigungsprogramm für syrische Geflüchtete. Im Libanon unterstützt sie u. a. einkommensschaffende Maßnahmen, berufliche (Weiter-) Bildungsangebote und betriebswirtschaftliche sowie rechtliche Fortbildungs- und Beratungsangebote gleichermaßen für Geflüchtete und Mitglieder der aufnehmenden libanesischen Gemeinden.
Einige der aktuellen Konflikt- und Fluchtursachen sind politischer Natur (zum Beispiel staatliche Repression, Diskriminierung und Verfolgung, schwere Menschenrechtsverletzungen). Aber auch Naturkatastrophen und wirtschaftliche Perspektivlosigkeit können Menschen dazu zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Viele von der KfW unterstützte Vorhaben wirken den Flucht- und Migrationsursachen entgegen, indem sie auf den Abbau von Armut und Ungleichheit zielen (zum Beispiel einkommensschaffende Maßnahmen, Entwicklung sozialer Sicherungssysteme), Good Governance und Transparenz fördern (zum Beispiel Dezentralisierungsvorhaben) und Widerstandsfähigkeit (Resilienz) gegenüber Krisen aller Art stärken (zum Beispiel Katastrophenvorsorge, Versicherungsansätze).
Am Horn von Afrika leistet die KfW beispielsweise einen Beitrag zur Stärkung der Dürreresilienz der von Viehzucht lebenden Bevölkerung. Umgesetzt werden z.B. partizipativ ausgewählte Maßnahmen in den Bereichen Wasser- und Sanitärversorgung, ländliche Infrastruktur, Vieh- und Weidewirtschaft sowie alternative Einkommensmöglichkeiten und Basisdienstleistungen. Dadurch wird das Produktionssystem der lokalen Bevölkerung gestärkt, ihre Einkommensbasis diversifiziert und auch die Ernährungssicherheit in der Region langfristig erhöht.
Sobald sich die Lage in den Herkunftsregionen stabilisiert hat, unterstützt die KfW Entwicklungsbank im Auftrag der Bundesregierung die freiwillige Rückkehr und die Reintegration von Geflüchteten. So unterstützt die KfW beispielswiese den wirtschaftlichen Wiederaufbau im Irak durch eine Wiederbelebung der lokalen Wirtschaft. Dort werden mittel- bis langfristige Einkommensmöglichkeiten für irakische Binnenvertriebene, freiwillige Rückkehrer aus dem Ausland und bedürftige Anwohner im Irak geschaffen und Perspektiven aufgebaut.