Der Digitale Wandel ist ein zentraler "Game Changer" für Entwicklungsländer: Digitale Technologien verändern die Art, wie heutige Generationen leben, arbeiten und miteinander kommunizieren. Dabei bieten sie grundsätzlich die Chance, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungsprozesse effizienter zu gestalten, zu beschleunigen und in ökologisch nachhaltigere Bahnen zu lenken. Gerade für Entwicklungsländer eröffnen sich hier große Möglichkeiten, Entwicklungshemmnisse zu überwinden und Rückstände durch Technologiesprünge ("leap-frogging") schnell aufzuholen.
Die KfW Entwicklungsbank unterstützt ihre Partner dabei, dieses Potenzial in unterschiedlichen Sektoren für eine nachhaltige Entwicklung zu realisieren. Gleichzeitig achten wir dabei auf einen verantwortungsvollen Umgang mit neuen Risiken – wie Datenschutz und Cybersecurity –, die mit der Nutzung digitaler Technologien ebenfalls einhergehen.
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Bildung schafft Lebenschancen, erhöht Einkommen und fördert die ökonomische Entwicklung eines Landes. Aus diesem Grund gehört die Sicherung des Bildungszugangs und der Bildungsqualität zu den "Sustainable Development Goals" (SDGs) der Vereinten Nationen. Digitale Technologien können einen wichtigen Beitrag leisten, um dieses Ziel zu erreichen, da sie Bildung fördern und erfordern. Zudem werden auch in den Partnerländern Computerkenntnisse und Medienkompetenzen immer wichtiger.
Einerseits können durch digitale Lösungen neue Lern- und Lehrformen entstehen, zum Beispiel durch Online-Kurse, die zeitlich und örtlich flexibel zugänglich sind und bei denen es möglich ist, auf die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Lernenden einzugehen. In strukturschwachen Gebieten trägt die Digitalisierung außerdem dazu bei, Bildungsangebote auszuweiten, und zwar von der Grundbildung, über berufliche Bildung bis hin zu Universitäten. Auch im Kontext von Flucht und Migration bieten sich digital unterstützte Lernformen an. Anderseits erfordern digitale Technologien besondere Kenntnisse, da die Anwendung und der Umgang mit Medien ("e-literacy") erlernt werden muss. Sowohl im Alltag als auch im Berufsleben werden zunehmend digitale Fähigkeiten vorausgesetzt, weshalb sie längst zu den lebensrelevanten Kompetenzen ("life-skills") zählen. In der Berufswelt ermöglichen sie zudem bessere Ein- und Aufstiegschancen, da immer häufiger bestimmte digitale Fertigkeiten ("e-skills") wie Office-Anwendungen gefragt sind. Und fast überall auf der Welt herrscht ein Mangel an IT-Spezialisten.
Die KfW Entwicklungsbank unterstützt daher Projekte die zur Förderung von digitalen Kompetenzen im Bildungssektor beitragen. Zum Beispiel Projekte, die Schulen und Universitäten entsprechend ausstatten oder generell IT-Infrastruktur aufbauen helfen, um digitales Lernen zu ermöglichen.
Energie schafft erst die Voraussetzung für digitale Prozesse und erschließt das damit verbundene Entwicklungspotenzial. Allerdings haben viele Menschen in Entwicklungsländern überhaupt keinen oder nur sehr stark eingeschränkten Zugang zu Strom. Außerdem geht gerade in ärmeren Ländern viel Energie bei der Übertragung und Verteilung verloren und dadurch bleiben große Mengen an wertvollem Strom ungenutzt. Andererseits kann die Digitalisierung selbst dazu beitragen, Strom effizienter zu übertragen und zu verteilen.
Ein intelligentes Stromnetz ("smart grid") nutzt digitale Lösungen, um Erzeuger und Verbraucher auf automatisierte Weise zu verbinden und die Effizienz, Verlässlichkeit und Wirtschaftlichkeit des Netzbetriebes zu verbessern. Durch Energie-Effizienz-Systeme, etwa mit intelligenten Stromzählern ("smart meter") oder digitalen Abrechnungssystemen, kann der Energieverbrauch von Gebäuden und Anlagen überwacht und gesteuert werden. Diese Systeme kommen bereits in öffentlichen Gebäuden zum Einsatz, um Energie und damit auch Kosten zu sparen.
Um mehr Menschen Zugang zu einer modernen Energieversorgung zu verschaffen, die Integration (schwankender) regenerativer Energien zu ermöglichen sowie bestehende Systeme besser zu steuern, beteiligt sich die KfW Entwicklungsbank an Projekten zum Ausbau und zur Modernisierung von Stromnetzen und -systemen und setzt dabei zunehmend auch auf digitale Lösungen.
Gerade in Entwicklungsländern haben viele Menschen, aber auch viele vor allem kleinere Unternehmen keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen. Das sogenannte "digital finance" kann hier einen wichtigen Beitrag zur Abhilfe leisten. Es umfasst Finanzdienstleistungen, die über digitale Kanäle angeboten, vertrieben und empfangen werden. So können etwa über Mobiltelefone digitale Bankkonten geführt oder mit Smartcards Überweisungen getätigt werden.
Der fortschreitende digitale Wandel eröffnet neue Chancen für Entwicklungsländer, in denen 80 % der Erwachsenen zwar über einen mobilen Zugang verfügen, aber nur 55 % ein Bankkonto besitzen. Und weil der digitale Zahlungsverkehr besser nachzuverfolgen ist, können auch kleine Unternehmen ihren Ruf als Gläubiger verbessern und damit – selbst bei geringer materieller Sicherheit – Kredite erhalten. Im öffentlichen Sektor lassen sich durch die Digitalisierung die Transparenz und Effizienz erhöhen und gleichzeitig die Kosten für den Geldverkehr senken. Allerdings bergen die neuen Technologien auch Risiken, wie zum Beispiel beim Datenschutz oder für die Finanzmarktstabilität.
Durch die Förderung von "digital finance" gestaltet die KfW Entwicklungsbank den fortschreitenden Wandel mit und trägt zu inklusiveren Finanzsystemen bei. So unterstützt sie zum Beispiel den Aufbau digitaler nationaler Zahlungsverkehrssysteme, den Ausbau von Handy- und Smartcard-basierten Anwendungen sowie ganz allgemein die Digitalisierung von Mikrofinanzinstitutionen.
Gesundheit ist ein Menschenrecht, aber auch ein Schlüsselelement im Kampf gegen Armut und Voraussetzung für wirtschaftliche Entwicklung. Viele Menschen in Entwicklungsländern haben keinen oder nur unzureichenden Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung. Einerseits, weil sie im Krankheitsfall nicht – ausreichend – finanziell abgesichert sind; andererseits, weil entsprechende Versorgungsstrukturen nicht flächendeckend vorhanden sind (wie zum Beispiel fehlende Infrastruktur oder Ausstattung, schwache Lieferketten für Medikamente, fehlendes Fachpersonal, etc.).
Die Digitalisierung trägt dazu bei, die Gesundheitsversorgung sowie die Absicherung im Krankheitsfall zu verbessern. Man spricht dann von "e-health". Durch telemedizinische Anwendungen zum Beispiel können auch Patienten in strukturschwachen Regionen oder in einem fragilen Kontext eine fachärztliche Behandlung erhalten. Elektronische Krankenversicherungs- und Sozialtransfersysteme bieten die Grundlage für eine effektive und effiziente Absicherung im Krankheitsfall. Informationssysteme für Krankenhäuser erleichtern das Verwalten von Patientendateien oder von medizinischen Einrichtungen, wie Blutbanken oder Labors. Auch sogenannte Social-Marketing-Ansätze zur Prävention von Krankheiten werden besser und zielgenauer durch die neuen digitalen Möglichkeiten. Die Menschen können so auf bestimmte Informationen jederzeit zugreifen, zum Beispiel bei der HIV-Aufklärung via Internet oder Apps.
Digitale Komponenten können auf vielfältige Art und Weise die Gesundheitsversorgung und die Absicherung im Krankheitsfall verbessern. Aus diesem Grund unterstützt die KfW Entwicklungsbank in diversen Projekten den Ausbau von "e-health"-Lösungen.
Digitale Innovationen: Katalysator zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung im Globalen Süden (PDF, 238 KB, nicht barrierefrei)
Der Einsatz digitaler Technologien bietet große Chancen, wenn es darum geht, staatliche Leistungen zu verbessern und transparenter zu machen. Zugleich ermöglicht er eine stärkere Beteiligung – Partizipation – der Bürger. So wird aus Governance zunehmend "e-governance".
Voraussetzung für "e-governance" ist der Ausbau von Breitbandnetzen zwischen verschiedenen Einrichtungen. Außerdem braucht es spezielle Software und Datensysteme, mit deren Hilfe die Arbeit von Behörden transparenter, effizienter und bedarfsorientierter gestaltet werden kann. Dann lässt sich auch Missbrauch leichter aufspüren, zum Beispiel in der Steuer- und Finanzverwaltung. Besonders in strukturschwachen Gegenden ermöglicht die Digitalisierung bestimmte Dienstleistungen, die sonst schwierig bereitzustellen wären, etwa durch ein digitales Meldewesen ("E-Identität"). Zudem kann sie dabei helfen, Staat und Gesellschaft besser miteinander zu vernetzen und die Teilnahme an politischen Entscheidungen ("E-Partizipation") erleichtern, zum Beispiel durch Feedbacksysteme für Bürger via SMS oder E-Mail.
Dank der steigenden Verfügbarkeit von digitalen Lösungen auch in Entwicklungs- und Schwellenländern eröffnen sich ganz neue Wege für eine bessere Regierungsführung. Viele Partnerländer sind dabei, von diesen Möglichkeiten Gebrauch zu machen und ihre öffentlichen Verwaltungen zu digitalisieren. Gleichzeitig entstehen dabei aber auch neue Herausforderungen, etwa durch Fragen rund um die Datensicherheit, denen es zu begegnen gilt.
Die KfW Entwicklungsbank unterstützt ihre Partnerländer bei solchen Prozessen, indem sie die Breitbandvernetzung öffentlicher Institutionen sowie die Entwicklung, Einführung und Modernisierung von IT-Lösungen finanziert.
"E-Governance in der Finanziellen Zusammenarbeit" aus der Reihe Materialien zur Entwicklungsfinanzierung (PDF, 463 KB, nicht barrierefrei)
Trusted Budget Expenditure (TruBudget) (PDF, 276 KB, nicht barrierefrei)
Das starke Bevölkerungswachstum stellt die Weltgemeinschaft vor große Herausforderungen. Immer mehr Menschen müssen ernährt werden. Zugleich nehmen die landwirtschaftlichen Nutzflächen ab, natürliche Ressourcen werden ausgebeutet, die biologische Vielfalt wird bedroht. Vitale und artenreiche Waldgemeinschaften mit ihren zahlreichen Umweltleistungen z.B. in Bereichen wie Klima, Wasserhaushalt und Biodiversität tragen hier zum Gleichgewicht der Natur bei und unterstützen in vielen Ländern natürliche Lebensgrundlagen der Bevölkerung, etwa in Form von Nahrungsmitteln, Baumaterialien, Energiequellen, Arzneimitteln und vielem mehr. Außerdem lebt ein Großteil der armen Bevölkerung in ländlichen Gebieten. Aus all diesen Gründen legt die Entwicklungszusammenarbeit einen besonderen Schwerpunkt auf die Land- und Forstwirtschaft sowie ländliche Entwicklung. Dabei verfolgt sie das Ziel, Ressourcen ertragreich zu bewirtschaften und die ländliche Entwicklung zu fördern, gleichzeitig die Umwelt zu schonen und vielfältige Lebensräume zu schützen. Digitale Lösungen können hier einen wichtigen Beitrag leisten, da sie vielfach als unterstützendes Werkzeug eingesetzt werden und bereits mit kleinen Komponenten große Wirkungen erzielen.
So werden zum Beispiel Drohnen und Satelliten verwendet, um Daten zu erheben, gefährdete Gebiete wie Regenwälder zu schützen, Kontrollen gegen illegalen Holzeinschlag zu stärken oder Landrechte zu sichern. Spezielle Software kann zum Einsatz kommen, um Finanzen und land- und forstwirtschaftliche Ressourcen zu planen und zu verwalten, wie etwa in der Bewässerungslandwirtschaft oder im Bereich der kommunalen Waldbewirtschaftung. Durch das Internet können sich Landwirte zudem über Preisentwicklungen informieren oder weitere Märkte erschließen. Über Apps oder SMS lassen sich Wetterdaten abrufen, die dabei helfen können, land- und forstwirtschaftliche Prozesse anzupassen. Auch kann auf digitale Finanzdienstleistungen wie Online Banking oder Versicherungen zugegriffen werden.
Gerade in der Land- und Forstwirtschaft eignen sich digitale Lösungen sehr gut, um entwicklungspolitische Ziele zu verfolgen; deshalb bemüht sich die KfW darum, sie dort weiter auszubauen.
Projektinformation - Unterstützung von guter Regierungsführungund Rechtsdurchsetzung im Forstsektor (FLEGT) (PDF, 184 KB, nicht barrierefrei)
Mobilität ist die Grundvoraussetzung für wirtschaftliches Wachstum und soziale Entwicklung. Menschen sind auf Transportmöglichkeiten angewiesen, um ihren Arbeitsplatz, Schulen, Universitäten oder einen Arzt zu erreichen. In Entwicklungs- und Schwellenländern sind solche Wege in ländlichen Gebieten allerdings häufig nur dürftig ausgebaut, zum großen Nachteil für ärmere Menschen, die meist gerade dort leben. In den Städten sind Verkehrsnetze zwar in der Regel vorhanden, aber oft stark überlastet und häufig nicht nachhaltig gestaltet. Digitale Lösungen können dabei helfen, Verkehrsnetze effizient, sozial und klimafreundlich auf- und auszubauen.
Durch intelligente Verkehrssysteme lässt sich zum Beispiel der Verkehrsstrom in Städten effizienter und umweltschonender steuern. Sogenanntes "Public Transport Operation Management" hilft dabei, öffentliche Verkehrsmittel besser aufeinander abzustimmen. Dadurch gelangen Kunden sicherer und schneller an ihr Ziel. Informationen über Fahrt- und Pendelmöglichkeiten können via Handy oder Internet abgerufen werden und ebenfalls für geschmeidigere Verkehrsflüsse sorgen. Digitale Zahlungs- und Ticketsysteme erleichtern zudem die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Auch lässt sich damit die Auslastung leichter ermitteln – und ein Verkehrsnetz gezielt und bedarfsorientiert gestalten.
Durch den Ausbau und die Modernisierung von öffentlichen Verkehrssystemen unterstützt die KfW die wirtschaftliche, soziale und umweltgerechte Entwicklung ihrer Partnerländer. Dabei achtet sie besonders darauf, dass ärmere Menschen von den Maßnahmen profitieren und bezahlbare Mobilitätsangebote nutzen können.
Wasser ist eine lebenswichtige Ressource. Doch viele Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser oder zu Sanitärversorgung. Aus diesem Grund ist das sechste der "Ziele für nachhaltige Entwicklung" (SDGs) der Vereinten Nationen der Wasserversorgung gewidmet. Darin heißt es, dass bis zum Jahr 2030 die Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle Menschen gewährleistet sein soll. Die Digitalisierung kann in vielfacher Weise dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen.
So können zum Beispiel wasserrelevante Grundlagendaten durch Satellitenfernerkundung oder terrestrische Datenerfassung und -fernübertragung ermittelt und ausgewertet werden. Digitale Geländemodelle oder hydraulische Simulationen unterstützen die Planung von Projekten. Spezielle Überwachungs- und Managementsysteme wie digitale Kundenkataster oder automatisierte Zählerablesung und Rechnungsstellung ermöglichen beziehungsweise erleichtern den nachhaltigen Betrieb von Anlagen und helfen dabei, Wasserverluste zu reduzieren. Und das sind nur einige von vielen Beispielen.
Der Wassersektor ist ein zentraler Förderbereich der KfW Entwicklungsbank. Sie unterstützt hier den verstärkten Einsatz von digitalen Technologien, um die Effizienz und Effektivität der Projekte weiter zu verbessern.