"Bildung für Alle!" Diese Forderung ist seit den 90er Jahren gültig. Spätestens mit den Millennium Development Goals sowie den seit 2015 gültigen Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen ist diese Aussage zunehmend ins Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit gerückt. Aber auch 2016 besuchen ca. 264 Millionen Kinder keine Grund- bzw. Sekundarschule, wobei insbesondere Mädchen betroffen sind. Hinzu kommt eine häufig mangelhafte Ausbildungsqualität und oftmals unzureichende Ausstattung in den Bildungsstätten. Insbesondere in Nordafrika und im Nahen Osten, aber auch in Afrika, zeigt sich die Dringlichkeit, die zahlreichen jungen Menschen durch weiterführende Bildung in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dies setzt zwangsläufig eine qualitativ hochwertige Berufs- und Hochschulbildung voraus. Dementsprechend leitet sich das internationale Bildungsziel ab: Bis 2030 inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung sicherzustellen und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle zu fördern.
Die KfW Entwicklungsbank engagiert sich vor allem in der Grundbildung, der beruflichen Bildung und in der Förderung von Hochschulen. Denn Bildung ist der Schlüssel im Kampf gegen Armut und zur Gestaltung einer menschenwürdigen, nachhaltigen Entwicklung.
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Schon bei der internationalen Bildungskonferenz 1990 in Thailand ist das Recht auf "Bildung für Alle" zu einem Ziel der Staatengemeinschaft erhoben worden. Nach dem neuesten "Weltbericht Bildung für Alle" der UNESCO haben nur etwa die Hälfte der Länder das Ziel erreicht, Kindern den Primarschulbesuch zu ermöglichen. Immer noch sind ca. 61 Millionen Kinder nicht eingeschult. Bedenklich ist auch, dass die Qualität der Grundbildung oft unzureichend ist und viele Schülerinnen und Schüler die Primarschule nicht einmal abschließen; in Subsahara-Afrika schaffen dies gerade einmal 59 Prozent. Dementsprechend hoch ist der Anspruch in den SDGs (Unterziel 4.1): Bis 2030 allen Mädchen und Jungen den Abschluss einer kostenlosen chancengerechten und hochwertigen Primar- und Sekundarschulbildung ermöglichen.
Grundbildung besteht im internationalen Verständnis aus einer vorschulischen Bildung, einer sechs- bis achtjährigen Primarschule und der unteren Sekundarschule. Knapp 41 Prozent der KfW-Bildungsmittel fließen in die Grund- und Sekundarbildung. Die Entwicklungsbank fördert im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) derzeit insgesamt 80 Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von etwa 1,1 Mrd. EUR weltweit. Nordafrika/Naher Osten bildet dabei den regionalen Schwerpunkt, gefolgt von Subsahara-Afrika und Asien.
Damit möglichst viele Kinder grundlegende Fertigkeiten im Lesen, Rechnen und Schreiben erwerben, fördert die KfW Entwicklungsbank Bau, Renovierung und Ausstattung von Klassenräumen und Lehrerzentren sowie die Bereitstellung von Lehr- und Lernmaterialien. Mit wachsenden Schülerzahlen wird auch die Unterstützung der Sekundarbildung immer wichtiger. Diese fördern wir zum Beispiel durch (besseren) naturwissenschaftlichen Unterricht oder Stipendien für arme, begabte Schülerinnen und Schüler. Außerdem unterstützt die KfW Maßnahmen zur Lehreraus- und -fortbildung, um die Qualität des Unterrichts zu steigern. Häufig werden Grundbildungsvorhaben in Zusammenarbeit mit anderen Gebern (Korbfinanzierungen) oder mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) durchgeführt. Damit können wir einen umfassenderen Beitrag zur Lösung der vielfältigen Probleme des Bildungssektors in den Partnerländern leisten.
Das alles erleichtert Kindern, vor allem in ländlichen Regionen, den Zugang zu Grundbildung, auch im Sinne von inklusiver Bildung für tendenziell Benachteiligte wie Mädchen, Menschen mit Behinderung und Angehörige von Minderheiten. Damit leistet die KfW einen Beitrag, um Bildungsarmut zu verringern und um die Chancen auf politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Teilhabe zu vergrößern.
Die Entwicklungszusammenarbeit hat zu deutlich höheren Einschulungsraten in vielen Ländern beigetragen. Das hat die Nachfrage nach weiterführender Bildung erhöht. Da die Bevölkerung fast überall wächst, stehen zahlreiche Entwicklungsländer zudem vor der Herausforderung, immer mehr junge Menschen für den Arbeitsmarkt qualifizieren zu müssen. Vor diesem Hintergrund verfolgt das BMZ die Strategie, die berufliche Bildung in den Partnerländern weiter auszubauen. Dies kommt auch in zwei Unterzielen der SDGs für Bildung zum Ausdruck, nämlich einen gleichberechtigten und bezahlbaren Zugang zu hochwertiger beruflicher und akademischer Bildung zu ermöglichen und zu gewährleisten, dass eine höhere Zahl an Jugendlichen und Erwachsenen, die für eine Beschäftigung oder Selbständigkeit relevanten Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben.
Um die Kapazitäten in der beruflichen Bildung zu erweitern und sinnvolle Ausbildungsgänge zu schaffen, finanziert die KfW Entwicklungsbank den Bau, die Erweiterung und die Ausrüstung von Berufsschulen und Trainingszentren. Außerdem unterstützt sie das Management und das Lehrpersonal der entsprechenden Einrichtungen. Im Sinne der Chancengleichheit fördert sie darüber hinaus die Nachfrager von Bildung über Stipendien und Bildungsgutscheine. Die GIZ berät häufig ergänzend dazu Schulverwaltungen oder Bildungsministerien, etwa bei der Einführung von nationalen Zertifizierungs- und Qualifizierungssystemen.
Besonders relevant für den Erfolg beruflicher Bildung ist es, die Planung von Vorhaben dem Bedarf der lokalen Wirtschaft anzupassen. Das bedeutet, dass die Ausbildungsgänge den Erfordernissen des Arbeitsmarktes entsprechen und sowohl in der Berufsschule als auch im Betrieb stattfinden müssen. Das heißt aber auch: Staat und Privatwirtschaft sollten gemeinsam überlegen, wie Bildungsreformen so gestaltet werden können, dass sie den jeweiligen Gegebenheiten in einem Land am besten gerecht werden.
Vielen Entwicklungs- und Schwellenländern mangelt es an Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Diese sind jedoch für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Zukunft eines Landes unverzichtbar, da Fach- und Führungskräfte Impulse setzen und Innovationen vorantreiben. Die Förderung der Hochschulbildung ist selbst zu einem Unterziel des SDG 4 geworden und wirkt darüber hinaus als Hebel für die anderen Unterziele: So ist zum Beispiel die Lehrerausbildung an Universitäten entscheidend dafür, allen Kindern eine gute Grundbildung bzw. eine qualitativ hochwertige Berufsbildung zu ermöglichen.
Defizite bei der Hochschulbildung existieren besonders in Afrika, das den geringsten Anteil an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit aufweist: Unter den Top 500 Universitäten befinden sich nur vier in Afrika. Um den tertiären Bildungsbereich dort und anderswo zu stärken, die Aussichten junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern und indirekt auch neue Jobs zu schaffen, fördert die KfW Entwicklungsbank Hochschulbildung und Forschung auf unterschiedliche Art und Weise. Dazu gehören zum Beispiel Studienkreditprogramme über regionale Bildungsfonds in Lateinamerika und Subsahara-Afrika. Dazu zählt aber auch die Unterstützung einzelner Hochschulen, etwa im Gesundheits- und Ingenieurwesen, für Forschungsnetze zu Landnutzung und Klimawandel in Afrika oder ein pan-afrikanisches Institut für Energie und Wasserwissenschaft.
Eine weitergehende Bildung über die Grundbildung hinaus müssen sich die Menschen in Entwicklungsländern erst einmal leisten können. Viele können es nicht. Deshalb bietet die KfW seit einigen Jahren auch Programme der nachfrageseitigen Bildungsfinanzierung an, bei denen sie auf ihre Erfahrung aus deutschen Programmen, wie den KfW-Studienkredit, zurückgreifen kann. Nachfrageseitige Bildungsfinanzierung heißt nichts anderes, als Mittel direkt für die Zielgruppe bereitzustellen, etwa in Form von Studien- bzw. Ausbildungskrediten, Stipendien oder Bildungsgutscheinen für Lernende oder auch durch Zuschüsse an arme Familien mit Kindern (sog. Cash Transfers). Solche Vorhaben zielen auf begabte, aber arme Schüler, Auszubildende und Studierende in den Partnerländern ab, die dadurch die Möglichkeit erhalten, eine weitere Bildungsstufe zu erklimmen oder einen Berufsbildungsabschluss zu erlangen.
Dieser Ansatz der finanziellen Zusammenarbeit (FZ) ist vor allem deshalb bedeutend, weil sich viele Regierungen die Frage stellen, wie die höheren Bildungsstufen bei zunehmender BewerberInnenzahl finanziert werden sollen. Nachfrageseitige Bildungsfinanzierung soll die Staaten durch Umverteilung und Teilung der Kosten komplementär unterstützen und dabei sicherstellen, dass beim Zugang Chancengleichheit herrscht.
Im Auftrag des BMZ finanziert die KfW Entwicklungsbank beispielsweise regionale Fonds in Lateinamerika und Subsahara-Afrika, die Studienkredite über Mikrofinanzinstitutionen auflegen. In anderen Vorhaben der FZ werden etwa Stipendien für Sekundarschülerinnen und -schüler in Kenia und Studierende in Guatemala oder Gutscheine zur beruflichen Weiterbildung in Ghana vergeben.
Das Pendant zur nachfrageseitigen Bildungsfinanzierung ist die primär vorherrschende angebotsseitige Finanzierung. Bei diesem Finanzierungsinstrument geht es um die zentral gesteuerte Budgetzuweisung zwecks Bereitstellung von Ausbildungskapazitäten bzw. Unterhaltung von Ausbildungsinstitutionen durch den Staat. Somit werden hier keine einzelnen Personen, die von Bildungswegen Gebrauch machen, finanziert, sondern Institutionen und AnbieterInnen.
Diese Zuschüsse können zwischen Input- und Output-orientierten Finanzierungen differenziert werden. Input-orientierte Finanzierungsansätze werden in der Regel anhand der Größe, Kapazität und dem Investitionsbedarf der Institution bemessen und bieten somit oft keine Einblicke in den Umfang und die Qualität der durchgeführten Leistungen. Effizienzanreize und Anreize für eine Verlagerung der Ausbildung in Unternehmen sind somit nicht gegeben. Dennoch ist die Input-orientierte angebotsseitige Finanzierung in den meisten Berufsbildungssystemen vorherrschend. Output-orientierte Finanzierung wird anhand des Ausbildungsresultats (Kriterien wie z.B. Kapazitätsauslastung, Anzahl belegter Ausbildungsplätze pro Zeit, Anzahl erfolgreich abgelegter Abschlussprüfungen, Anzahl von Absolventen mit ausbildungsbezogener Beschäftigung etc.) bemessen. Dieses Modell verursacht erhöhten Kontrollbedarf und birgt das Risiko einer Anhebung der Eingangsvoraussetzungen zwecks besserer Kriterienerfüllung (sog. ‚Creaming Effect‘, Negativanreiz).
Die Förderung ausgewählter Berufsbildungsinstitutionen mit dem Anspruch herausragender Ausbildungsqualität wurde im Rahmen der FZ insbesondere in Ländern Asiens umgesetzt. Projektbeispiele gibt es z.B. in Vietnam, Singapur, Thailand, Indonesien, Malaysia, den Philippinen, China, Indien, vereinzelt aber auch in Afrika, Nahost und Osteuropa.
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