Bürgerkriege haben nicht nur gravierende humanitäre und materielle Folgen, sondern zerrütten auch die Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft: Gewalt durch staatliche Akteure bzw. der Rückzug staatlicher Präsenz führen dazu, dass der Staat seine (positive) Relevanz in den Augen der Bevölkerung verliert.
Eine nachhaltige Stabilisierung von Nachkriegsländern ist daher oftmals nur möglich, wenn das Verhältnis zwischen Staat und Bürgern wieder gestärkt werden kann. Ein Mindestmaß an Vertrauen ist Grundvoraussetzung für eine normalisierte Interaktion zwischen Bürgern und staatlichen Stellen. Wenn die Menschen den Staat und seinen Regelungsanspruch nicht anerkennen, zahlen sie keine Steuern/Abgaben, beteiligen sich nicht an politischen Prozessen und missachten staatliche Gesetze und Verordnungen. In extremen Fällen kann die fehlende Anerkennung des Staates das Wiedererstarken gewaltsamer Bewegungen befördern.
Wie kann die Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) dazu beitragen die Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft zu stärken? In einer Forschungskooperation mit dem GIGA – German Institute of Global and Area Studies untersucht die KfW die Determinanten von politischem Vertrauen in fragilen und von Gewalt betroffenen Staaten. Frühere Studien deuten an, dass die staatliche Versorgung der Bevölkerung mit grundlegenden Leistungen einen wichtigen positiven Beitrag leisten kann. Die Bereitstellung von Bildungsangeboten, Gesundheitsleistungen, Wasser und Elektrizität wirkt sich direkt auf die Lebensbedingungen der Menschen aus und signalisiert die Fähigkeit und den Willen des Staates auf die Grundbedürfnisse zu reagieren. Entsprechend ist es plausibel anzunehmen, dass die FZ zum Staatsaufbau beitragen kann, wenn sie den Staat dabei unterstützt solche Leistungen zu erbringen.
In enger Zusammenarbeit mit der KfW führt das GIGA umfassende quantitative und qualitative Studien in unterschiedlichen Kontexten von Gewalt und Fragilität durch: Strukturierte Meinungsumfragen mit insgesamt 3000 Haushalten, werden mit mehr als 500 tiefgehenden qualitativen Interviews in 200 Gemeinden von Burundi und Peru kombiniert. Dabei geht es nicht nur darum, den Zusammenhang zwischen Basisdienstleistungen und politischem Vertrauen zu untersuchen. Vielmehr gilt es besser zu verstehen, wie die FZ den Staatsaufbau effektiv unterstützen können. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen auch dabei helfen, das Instrumentarium der FZ in fragilen Staaten zu erweitern und noch besser auf die besonderen Bedarfe dieser Ländergruppe auszurichten.
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